Was ist traumasensibles Beziehungscoaching?
Beim traumasensiblen Beziehungscoaching werden die persönlichen Bindungsmuster und Vermeidungsstrategien, die wir in der Partnerschaft leben, herausgefunden und aufgelöst. Das Coaching gibt tiefe Einblicke in die Auswirkungen früher Traumatisierungen in Bezug auf die Bindungsfähigkeit im Hier und Jetzt. Das Coaching bereitet den Weg zu einer gesunden Beziehungsfähigkeit vor.
Laut der Adverse Childhood Experiences (ACE) Studie wird davon ausgegangen, dass etwa 70 % der Bevölkerung traumatische Erfahrungen gemacht haben. Dabei unterscheiden wir zwischen Typ 1 (ein plötzliches, isoliertes Ereignis) und Typ 2 (wiederholte oder anhaltende Belastungen, die oft schon durch vermeintliche „Kleinigkeiten“ ausgelöst werden).
Trauma ist die wohl am meist geleugnete, ignorierte, verharmloste, bestrittene, missverstandene und unbehandelte Ursache für menschliches Leid.
(Peter Levine)
Was kommen bei diesem Text für Gedanken/ Gefühle in dir hoch? Ich bin doch nicht traumatisiert? Ja, ich hatte schon eine „interessante Kindheit“, doch die soll nun schuld sein? Trauma oder Traumatisierung ist so ein hartes Wort?
So dachte ich auch lange Zeit. Ich glaube einfach, dass in unserer Gesellschaft jeder mit einem gebrochenen Bein sofort zum Arzt rennt, doch wenn es einem seelisch nicht gut geht, der Weg zum Therapeuten oder Coach immer noch befremdlich ist. Bei Beziehungsthemen frage ich doch meine Freundin und nicht den Therapeuten oder Coach. Doch wenn du dich in deinem Bekanntenkreis umschaust, wer von ihnen lebt in einer glücklichen Beziehung?
Die Bedeutung von traumasensiblem Coaching:
Immer wieder werde ich gefragt: „Was ist traumasensibles Beziehungscoaching und wie unterscheidet es sich von anderen Formen der Paartherapie oder Coachings ohne Bezug zum Trauma?“
Traumatisierungen können sich in Ängsten, Unsicherheiten oder unbewussten Schutzmechanismen äußern, wie z. B. Rückzug oder Überforderung. Oft zeigen sich diese Muster in unseren Beziehungen, sei es zu Partnern, Freunden oder sogar zu uns selbst.
Wir leben unsere Überlebensstrategien, welche in der Kindheit für uns dienlich waren, im Hier und Jetzt.
Fühlst du dich in Beziehungen oft nicht verstanden? Hast du das Gefühl, deine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen? Unzufriedenheit, Sinnlosigkeit und Einsamkeit sind häufige Begleiter von dir?
Die Auswirkungen von Bindungstrauma:
Unentdeckte emotionale Verletzungen aus der Kindheit, wie emotionale Vernachlässigung, können lebenslange Auswirkungen haben und dich daran hindern, erfüllende Beziehungen zu leben.
Die Bezugspersonen, wie die Eltern, sind in der Kindheit dafür da, uns eine gesunde Beziehung vorzuleben. Doch was ist, wenn deine Eltern auch nicht bindungsfähig waren? Diese Verletzungen zeigen sich nicht nur in romantischen Beziehungen, sondern auch in der Beziehung zu dir selbst, zu deinen Eltern, Freunden und Arbeitskollegen.
Könnten wir diese Verletzungen nur kognitiv (nur durchdenken oder das Wissen darüber) heilen, gäbe es kaum Menschen mit Symptomen. Viele können ihre Kindheit erklären, kommen aber nicht wirklich voran.
Daher ist es nicht ausreichend, nur über die Traumatierungen zu sprechen. Es geht nicht darum, auf kognitiver Ebene Informationen zu erlangen, sondern darum, Gewohnheiten im Körper und im Geist zu erkennen, sie zu erforschen und dann schrittweise neue Wege zu finden. In meinem traumasensiblen Coaching hat das somatische Lernen einen großen Anteil.
Der Weg zu mehr Selbsterkenntnis:
Was wir im Laufe unseres Lebens erfahren haben, können wir nicht einfach wieder wegdenken. Diese Erfahrungen machen uns aus und sind ein Teil von uns. Alte Verletzungen müssen nicht länger unser Leben bestimmen.
Traumasensibles Beziehungscoaching ist ein Weg zu mehr Selbsterkenntnis.
Es geht nicht darum, das Trauma der Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern die Auswirkungen und Überlebensmuster im Hier und Jetzt zu erkennen und zu lernen, damit umzugehen.
Es geht um jene Form der Unterstützung, die darauf abzielt, persönliches Wachstum und Entwicklung zu fördern.
Selbsterkenntnis bringt mehr Freiheit und Sicherheit. Sich selbst kennenzulernen und dadurch ein Stück ganzheitlicher zu werden, bringt Ruhe und Klarheit in ein oft überlastetes Nervensystem, das in der Kindheit unter Hochstress gebildet wurde.
Ein zentrales Thema für ein erfülltes Leben sind Beziehungen und Verbindungen zu anderen Menschen.
Zu viel Nachdenken ist wie Schaukeln. Man ist zwar beschäftigt, kommt aber kein Stück weiter.
– Autor unbekannt –
Die Menschen wissen oft bereits, was sie tun sollten, aber die Frage ist:
Was hindert sie daran, in die Umsetzung zu kommen?
Wir haben alle Antworten in uns, benötigen jedoch jemanden, der uns hilft, diese in die Tat umzusetzen. Neue Muster und Denkansätze, persönliche Weiterentwicklung brauchen Raum im eigenen Leben. Es ist wichtig, dass neue Erkenntnisse im Alltag integriert und geübt werden, um diese zu verankern. Es braucht Wiederholungen. Immer und immer wieder. Es braucht zum Üben eine Beziehung, eine sichere Beziehung.
Somatische Lernräume bieten einen Raum, in dem sich Menschen sicher fühlen und bereit sind, ihre Bindungsmuster zu erforschen und neue Wege zu gehen. Wir können uns dadurch unseren Gewohnheiten stellen, diese bewusst machen und schrittweise neue Verhaltsweisen entwickeln.
Gewohnheiten zu erkennen, anzunehmen und neue Wege zu gehen:
Die Selbsterkenntnis ist hierbei ein zentraler Aspekt. Die Klienten entscheiden selbst, wie der eigene Weg aussieht und welche Ressourcen dabei dienlich sind. Meine Aufgabe als Coach besteht darin, sichere Lernräume anzubieten und Klienten auf ihrem Weg zu begleiten, ohne ihnen die Verantwortung für ihre eigene Veränderung abzunehmen. Die Klienten werden weder durch mich „gerettet“ oder zu etwas überredet.
Alte Muster können durch das traumasensible Coaching durchbrochen werden, um schrittweise einen neuen, einen bewussten Weg zu gehen. Verhaltensabänderungen brauchen Zeit, einen sicheren Rahmen und Wiederholungen. Ohne diese Sachen halten Veränderungen sonst meist nur ein paar Tage an, bevor wir wieder in alte Muster zurückfallen.
Daher biete ich die Begleitungen bewusst über mehrere Monate an, um genügend Zeit zum reflektieren, Abändern und Integrieren zu geben.